Bildnachweis: iStock / ezypix – Haus des Meisters von Feininger / Moholy-Nagy-Bauhaus Dessau

Antik und avantgardistisch – Kreatives Plädoyer für qualitätsvolle Innovationen

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Das Bauhaus feierte 2019 sein 100-jähriges Jubiläum. Per Definition zählen jetzt Designikonen zu den Antiquitäten, die noch immer stylish wirken. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Raumgestaltung: Man kann mit antiken Highlights eine Prise Tradition integrieren und trotzdem seinem modernen Geschmack treu bleiben.

Kreatives Plädoyer für qualitätsvolle Innovationen

Charismatisch sind Einrichtungskonzepte, bei denen vergangene Epochen mit gegenwärtigen Trends korrespondieren. Romantische Barockschränke, wuchtige Historismus-Möbel, verspielte Jugendstilmöbel: Derartige Zeitzeugnisse verwöhnen das Auge.

Wer zukunftsweisendes Design liebt, fühlt sich davon allerdings nicht angesprochen. Das gilt nicht nur für gegenwärtige Erdenbürger mit einer Vorliebe fürs moderne Interieur. Schon vor mehr als hundert Jahren gab es kreative Querdenker, die sich von rückwärtsgewandten Gestaltungsideen gelangweilt fühlten.

Im 19. Jahrhundert veränderte die Industrialisierung das Leben. Maschinelle Fertigungsweisen erlaubten es, Produkte massenhaft und preisgünstig herzustellen. Pfiffige Bürger nutzten die Gunst der Stunde, um ihre Geschäftsideen umzusetzen. Das bescherte ihnen im Idealfall den Reichtum, den sie zuvor bei Adligen neidisch beäugten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kurbelte der sukzessive Ausbau der Stromnetze die Lebensqualität an. Das elektrische Licht ist dafür ein gelungenes Beispiel. Während man die Herstellungsprozesse modernisierte und bei der Fertigungsqualität ein Auge zudrückte, hielt man beim Produktdesign an alten Zöpfen fest. Das entsprach zwar dem Geschmack vieler Kunden, widerstrebte aber den Vordenkern.

Hierzu zählte Walter Gropius. Er plädierte einerseits für die Rückbesinnung auf qualitätvolle Materialien und Handwerkstechniken. Andererseits wünschte er sich die Entwicklung eines neuen Designstils, der zum Industriezeitalter passt. Für die Verwirklichung beider Ziele gründete er 1919 das Bauhaus.

Künstlerisch und handwerklich wertvoll

Anspruchsvolle Künstler kritisierten den Mangel an Stil und Qualität bei den industriellen Kollektionen ebenso wie traditionsverbundene Handwerker. Sie saßen somit in einem Boot. Das bewegte die Bauhausgründer zum Ansatz, der damals revolutionär war: Sie hoben die Grenze zwischen Kunst und Handwerk auf, die über Jahrhunderte hinweg gehegt und gepflegt wurde.

Für die Schüler des Weimarer Lehrinstituts bedeutete das in der Praxis, dass sie sich mit bewährten Werkstoffen und Handwerksmethoden auseinandersetzen mussten. Gleichzeitig rekrutierte die Bildungsstätte visionäre Kunstschaffende, um die kreative Ader der Studierenden anzustacheln.

Avantgarde, Expressionismus, Funktionalismus, Kubismus, Neue Sachlichkeit: Zukunftsweisende Kunstströmungen verschiedenster Art beeinflussten die Entwürfe der Bauhausschüler.

Tradition und Vision im Einklang

Die Quintessenz war ein Designstil, der zunächst auf wenig Gegenliebe stieß. Geometrisch klar und aufs Wesentliche begrenzt präsentierte sich das formale Design. Dekorative Finessen suchte der Betrachter vergeblich. Stattdessen erfüllte jedes Detail einen praktischen Zweck.

Aus der damaligen Sicht fehlte den Bauwerken, Möbeln und Accessoires alles, was man sich für die ästhetische Schönheit gewünscht hätte. So war der Bauhausstil seiner Zeit weit voraus.

Heute prasseln durch die Digitalisierung im engmaschigen Takt visuelle Impulse auf die Menschen ein. Gleichzeitig werden am laufenden Band Innovationen vorgestellt. Die Reaktionen darauf ähneln den Umgang mit den Neuerungen im Industriezeitalter.

Manche fühlen sich von traditionsbewussten Szenarien und Designideen angesprochen. Andere finden es angenehm, die Flut der Sinneseindrücke durch Minimalismus zu relativieren. Im Trend liegt die Kombination beider Strategien. Das gilt für die Einrichtung ebenso wie den Lifestyle.

Must-haves für den stilbewussten und ambitionierten Gentleman

Vor hundert Jahren irritierten die minimalistischen Designkonzepte vom Bauhaus. Gegenwärtig gleichen sie ästhetischen Punktlandungen, die perfekt zu den aktuellen Wohntrends passen. Gleichzeitig beeindrucken die Designklassiker mit ihrer langen Vita.

Das beschert einerseits einen Hauch von Nostalgie, der vertraut und beruhigend wirkt. Andererseits inspiriert der Bauhausstil zur Offenheit für innovative Ideen und zur Umsetzung ehrgeiziger Projekte. Denn eben diese Aufgeschlossenheit bescherte der Kunstschule ihre weltweite Bedeutung.

Sie existierte nur 14 Jahre, trieb die Designgeschichte aber nicht nur voran. Bis heute wirken ihre Impulse nach. Nichts hat sich daran geändert, dass Bauhausmöbel hochmodern erscheinen. Im Gegenteil: Manche Designideen der Weimarer Kunstschule muten noch immer provokativ futuristisch an, obwohl sie genau genommen antik sind.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt vortreffliche Gründe dafür, sich mit dem Bauhaus-Design zu befassen und sich einige Ikonen fürs geschmackvolle Interieur an Land zu ziehen.

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