Schon beim Ticketkauf machte sich das exklusive Flair der großen weiten Welt breit. Das Personal im Reisebüro überreichte ordentlich sortierte Unterlagen für den gebuchten Flug und reichte alle relevanten Informationen weiter.
Gedanken rund ums Proviant und praktische Utensilien entfielen, da die bestens geschulte Stewardess mit Speisen, Getränken, Zeitungen und kuscheligen Plaids großzügig umging. All diese Annehmlichkeiten gehören ebenso der Vergangenheit an wie eine stilvolle Selbstpräsentation unterwegs.
Der belebende Konkurrenzkampf hat den fliegenden Personenverkehr demokratisiert und damit die Möglichkeiten der individuellen Entfaltung erweitert. So begrüßenswert, wie diese Entwicklung ist, so sehr multiplizieren sich die Herausforderungen, denen sich der der Frequent Traveller auf Geschäftsreisen stellen muss.
Der einst entspannte Hüpfer mit dem Flieger ist zu einem anarchistischen Weg voller Stolpersteine geworden, die den Sinn fürs gute Benehmen ins Wanken bringen.
Reisetipps für Geschäftsreisen
Wie verhält sich der moderne Gentleman in der neuen Reisewelt? Was kann jeder Mann dazu beitragen, dass die geschäftliche oder vergnügliche Expedition ein Genuss wird?
Wir haben in diesem Artikel die “Flugzeugetikette für den Gentleman” zusammengetragen, um uns für ein besseres, angenehmeres und entspannteres Fliegen einzusetzen.
Zeitgemäße Reiseplanung – geordneter Purismus
Die Suchmaschine wird mit den Reisedaten gefüttert, das passende Angebot ausgewählt und der Flug via Kreditkarte gebucht. Ein Blick auf die verlinkten Transportbestimmungen entfällt komplett, bevor dem Passagier ein Reservierungscode an die Hand gegeben wird.
Damit ist der Buchungsprozess ebenso erledigt wie die Sensibilisierung für die Abläufe am Flughafen und die kulturellen Begegnungen im Ausland. Allenfalls erscheinen noch ein paar kommerzielle Vorschläge zu den Sehenswürdigkeiten oder Unterkünften, die der selbstbestimmte Mann ignoriert. Damit sind Pannen, die in Windeseile den Unmut der Vielflieger auslösen, vorprogrammiert.
Ein wahres Beispiel aus dem erlebten Flugalltag:
Der stolze Familienvater addiert korrekt das Freigepäck seiner fünfköpfigen Familie und lässt sogar noch reichlich Luft für Souvenirs. Als praktisch denkender und gut informierter Mensch gelingt es ihm, alles in einem stattlichen Hartschalenkoffer der Luxusmarke unterzubringen.
Nichts Böses ahnend begibt er sich zum Check-in Schalter, wuchtet das Geschoss aufs Band und kassiert eine schroffe Abfuhr des Personals. Bis eine Lösung für das ungewöhnliche Problem gefunden ist, wächst die tobende Warteschlange ins Unermessliche.
Was ist passiert?
Satte 72 Kilogramm wurde für den Badeurlaub kompakt verpackt und dabei eine der vielen Bestimmungen übersehen. Tatsächlich existiert eine Obergrenze für das Gewicht eines Gepäckstücks, die bei vielen Airlines 42 Kilogramm beträgt.
Hätte es der weltgewandte Gentleman gewusst oder sofort einen überteuerten Zusatzkoffer in der Flughafenboutique gekauft? Wer nun peinlich berührt zu Boden schaut, sollte die einzig treffende Quintessenz ziehen.
Jeder Mann sollte zumindest einmal im Leben die generell vergleichbaren Beförderungsbestimmungen der Airlines gelesen haben. Da sich die Einzelheiten unterscheiden, sollten Hinweise zur Organisation am Check-in, zum Freigepäck und zum Handgepäck gleich nach der Buchung notiert werden.
Am besten wird bei dieser Gelegenheit ein gepflegt anmutender Notizzettel angelegt, auf dem sich die wichtigsten Daten finden:
- Reservierungsnummer
- Hotline der Airline für den Notfall
- Datum des Flugs
- Zeitangaben zum Check-in, Abflug und zur Ankunft
- Angaben zum Terminal und zur Lage der Check-in Schalter
- Details für die Anreise zum Flughafen
- Infos für die Weiterreise am Zielort
- Telefonnummer vom Airline-Transfer-Service
- Eckdaten zum Hotel und ersten Ansprechpartner bei der Geschäftsreise
Nahe zu alle Daten und vieles mehr findet sich auf den Webseiten der Fluggesellschaft und des Flughafens. Der praktische Spickzettel landet mit einer schicken Hülle in der Westentasche und verbleibt dort bis zur Ankunft. So eliminiert der Gentleman etwaige Fettnäpfchen und Adrenalin-Kicks im Vorfeld.
Respekt für das ambitionierte Personal
Immer günstiger, effizienter und flexibler – so werden personelle Fragen von den Unternehmen der Gegenwart angegangen. Vor einigen Jahren ereignete sich diese Beobachtung im privatisierten Nahverkehr.
Hektik am Morgen strichen den Kaffee aus dem gewohnten Ablauf. Der Kiosk im Bordbistro war mit dem Hinweis versehen, dass sich die Fahrgäste nun über den kulinarischen Service direkt am Sitzplatz freuen. Wenige Minuten später rappelt es im Hintergrund und der Gipfel des Multitaskings bahnt sich den Weg.
Neben den kontrollierenden Aufgaben am Bahnsteig bei der Ein- und Ausfahrt des Zuges durfte sich der engagierte Schaffner der Ticketkontrolle, dem Fahrkartenverkauf und dem umfangreichen Catering widmen. Dass einige Hungrige vergeblich auf ihren Frühstücksservice warteten, ist absolut menschlich und verständlich.
Wer mit offenen Augen seine Reise antritt, wird derartige Personalfusionen auch am Flughafen entdecken. Sobald der Blick für dieses Detail geschult ist, begegnet dem Reisenden erstaunlich oft das selbe Gesicht an den Service-Stationen zwischen Check-in und dem Sitzplatz an Board.
Dieses multitalentierte Ensemble ist knapp bemessen, was nur das Öffnen eines Bruchteils der Serviceschalter erlaubt. Selbstverständlich regt dies zu einem allgemeinen Überdenken der gesellschaftlichen Entwicklungen an. An dieser Stelle interessiert aber nur die moderne Quintessenz für den Gentleman.
Online Check-In- Selbst ist der Gentleman
Je geringer der Aufwand für das Personal gehalten wird, umso angenehmer gestaltet sich das Procedere beim Einchecken. Nahezu bei jedem Flug ist es möglich, den Check-in über das Online-Portal der Fluggesellschaft vorzunehmen und den Barcode des Tickets auf das Smartphone übertragen zu lassen.
Alternativ bietet sich der Druck des Dokuments an. Ähnlich praktisch erweist sich der Check-in mit der Kreditkarte an den Automaten im Terminal. Der angenehme Nebeneffekt ist, das dank dieser Eigeninitiative häufig die freie Sitzplatzwahl in der gebuchten Klasse kostenlos ist.
Mit dem Online Check-In spart der Gentleman bei hektischen Reisen wertvolle Minuten, erobert sich die Zeit für eine Pause im Flughafenbistro und trägt zur Verminderung der Warteschlangen bei. Das Gepäck wird auch bei entstehenden Wartezeiten in aller Ruhe und mit einem freundlichen Grußwort am Drop-off-Schalter abgegeben.
Etwaige Dokumente ruhen dabei schon in der Hand, damit sich das Personal zügig dem nächsten Kunden zuwenden kann. Wer sich gänzlich auf das zugelassene Bordgepäck begrenzt, erweitert den individuellen Komfort und verhält sich absolut gentlemanlike.
Erleichtert auf Reisen – Rationalismus beim Gepäck
Absolut unverständlich mutet der Ballast von Koffern an, mit dem unsere nach dem Süden reisenden Herren ihr Budget und ihre Bewegungsfreiheit belasten. Wir wollen einmal überlegen, was der Gentleman mitnehmen muss, um jederzeit au fait zu sein.
Gleich darauf schließt sich ein übersichtliches Sortiment an Textilien und Accessoires an, die ohne Probleme in einen bordtauglichen Trolley passen. Die zitierten Worte veröffentliche Franz W. Koebner schon 1913 in seinem Ratgeber: „Der Gentleman. Ein Herrenbrevier“.
Eine Erkenntnis, die dem modernen Mann vor 100 Jahren mit auf den Weg gegeben wurde, sollte in der Gegenwart selbstverständlich sein. Gerade für Geschäftsreisen und Kurztrips kann das Gepäck außerordentlich klein gehalten werden.
Wenn bei der Rationalisierung des Gepäcks zeitgemäße Dienstleistungen wie ein Wäscheservice im Hotel und die Existenz von Supermärkten einbezogen werden, findet sich das Minimum an Ballast erstaunlich schnell.
Der mitdenkende Gentleman erhebt nun den Zeigefinger und verweist auf moderne Bestimmungen rund um Flüssigkeiten oder Kosmetikartikel an Bord. Auch diese Hürde ist mit mäßigem Aufwand zu überwinden, wenn das Set mit dem wiederverschließbaren Beutel genutzt wird. Der Gentleman besinnt sich auf klassische Kosmetikartikel und legt den Kulturbeutel trocken.
Auf hohem Niveau gelingt dies mit den Klassikern der legendären Herrenkosmetik von Taylor of Old Bond Street oder Pinaud-Clubman:
- Shaving Soap mit Sandelholz inklusive Rasierschale
- Luxuriöse Badeseife für den Herren der Eton College Collection
- Sandelwood Talcum Powder von Taylor of Old Bond Street für die Hautpflege nach der Dusche
- Deodorant Stick für den Gentleman der Linie St. James
- Rasierpuder für die Pre Shave und After Shave Pflege von Pinaud-Clubman
Damit ist der gewitzte Gentleman fein raus. Der Elektrorasierer darf ohne Probleme mit an Bord und Klingen für den Nassrasierer sowie Zahnpasta sind rund um den Globus schnell organisiert. So darf der kompetente Mann umgehend und gelassen die Kontrollen über sich ergehen lassen, um genüsslich im Duty Free zu stöbern oder das Treiben auf dem Rollfeld zu beobachten.
Galant, gelassen und diszipliniert – Mann begegnet der menschlichen Masse
Gewiss Herausforderungen und Geduldsproben sind nicht zu umgehen. Spätestens bei der Passagierkontrolle treffen einzigartige Individuen aufeinander. Wiederum hilft die Studie literarischer Werke, um die Grundvoraussetzungen fürs genüssliche Reisen kennenzulernen.
Dieses Mal meldet sich B. von York zu Wort, der sein Anstandsbuch „Lebenskunst“ im Jahr 1893 veröffentliche. Übrigens handelt es sich dabei um eine erhellende Reiselektüre für stilvolle Männer, die noch immer im Buchhandel erhältlich ist.
Simpel und ergreifend schrieb er zur Etikette auf Reisen:
„Freilich nur für den sind sie (die Reisetage) köstlich, der zu reisen versteht. Bequemlichkeitsliebe, Kleinlichkeit und Peinlichkeit sowie alle Gewohnheiten lasse man zu Haus, ganz besonders letztere.“
Anschließend lädt er zur freundlichen, hilfsbereiten und zugleich distanzierten Begegnung mit dem Personal, Passanten und Mitreisenden ein. Wenn sich der Gentleman an den Worten von York orientiert, wird das Zwischenmenschliche ein Kinderspiel.
Falls Passagiere unvorbereitet der Kontrolle begegnen und für Verzögerungen sorgen, ist der Herr nicht kleinlich. Vielleicht ist dies der erste Flug des Lebens. Gleichzeitig werden alle Peinlichkeiten vermieden, indem das Procedere bestmöglich vorbereitet wird.
Alle Accessoires aus Metall werden – soweit möglich – gar nicht erst für die Flugreise angelegt. Ein Check der Hosentasche auf verschiedenste Gegenstände sowie das Entpacken des Laptops verkürzen die Wartezeit ohnehin. Keineswegs ist der höfliche Mann zu bequem, um der Dame beim Bewegen schwerer Gegenstände oder beim Verstauen von Utensilien im Bordfach zu helfen.
Selbstverständlich wird in der Wartehalle oder am Sitzplatz darauf verzichtet:
- die Schuhe auszuziehen
- sich genüsslich auszubreiten
- den Mitreisenden die Sicht aus dem Fenster zu versperren
- das Recht auf eine geordnete Reihenfolge beim Boarding oder Aussteigen zu beachten
- Regeln des Flugverkehrs, beispielsweise zum Mobiltelefon oder Rauchen, zu umgehen
So geht der Gentleman vielen Konflikten aus dem Weg und ist dennoch nicht vor unangenehmen Situationen geschützt. Nicht alle Mitreisenden nehmen sich das galante Verhalten zum Vorbild. Kinder lassen ihren Gefühlen und Bedürfnissen freien Lauf. Jeder Angestellte hat mal einen schlechten Tag und vergreift sich im Ton.
In diesem Moment ist eine Frage hilfreich:
Lässt sich an der Situation oder dem Verhalten etwas ändern? Eventuell kann der Unmut des Passagiers oder die emotionale Lage des Kindes durch einen Sitzplatztausch gemindert werden. Falls sich nichts ändern lässt, ist ein Lächeln das einzig Wahre. Warum sollte unnötige Energie für schlechte Laune verschwendet werden?
Vorsicht ist jedoch bei zu viel guter Stimmung geboten. Nicht jeder Sitznachbar ist zu einem Schwätzchen aufgelegt oder möchte dem unterhaltsamen Sound des iPads lauschen.
Bestens gerüstet für unterwegs
Wer nur einen Inlandsflug gebucht hat, muss sich um das persönliche Wohl an Bord keine Sorgen machen. Sobald sich die Reise ausdehnt, sieht die Sache anders aus. Knappe Kalkulationen reduzieren den Service über den Wolken auf ein Minimum.
Die spärliche oder gänzlich fehlende Verpflegung bringt den hungrigen Herren schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Bei langen Strecken ist Equipment für ein Nickerchen gefragt, das die Stewardess nur in winzigen Chargen parat hat.
Deshalb steigt der Gentleman vorbereitet ins Flugzeug:
- Das leibliche Wohl: Mit Blick auf die Preise für unspektakuläre Snacks aus der Bordküche, scheint ein Care-Paket aus dem Feinkostgeschäft legitim. Der Luxus erweist sich im Vergleich günstig, sieht appetitlich aus und bereitet dem Gaumen eine Freude. Ein Häppchen für neidisch blickende Nachbarn sollte einkalkuliert, großzügig offeriert, aber nicht aufgedrängt werden.
- Unterhaltsame Stundenfresser: Wer nicht unentwegt Löcher in die Luft starren möchte, hat eine Reiselektüre parat, die auf kompakten Raum viele Stunden versüßt. Beispielsweise bietet sich ein informatives Werk zu den Sehenswürdigkeiten oder kulturellen Gepflogenheiten im Zielland an. So landet der Gentleman bestens vorbereitet.
- Stilvolle Bequemlichkeit: Ein modernes Nackenkissen zum Aufblasen erhöht nicht nur den Komfort auf langen Strecken. Es verhindert auch, dass der Kopf beim Schlummern direkt auf der Schulter der benachbarten Dame absinkt.
- Verborgene Sicherheit: Für die Wertsachen hat der clevere Herr ein gut getarntes Accessoire am Körper. So fällt das berechtigte Misstrauen gegenüber Fremden nicht ins Auge. Zugleich kommen argwöhnische Blicke, stressige Bedenken oder unangenehme Verluste gar nicht erst auf.
- Besänftigender Schallschutz: Damit unvermeidbare Lärmbelästigungen wie der schnarchende Herr in der Vorderreihe oder das schreiende Baby auf dem Nebensitz kein Thema sind, gehören Ohrstöpsel oder ein Mp3-Player mit Kopfhörern zur Grundausstattung für den Flieger.
Frisch, munter und faltenfrei bei der Ankunft
Soweit es möglich ist, sollte ein komfortables Zeitpolster für die Ankunft eingeplant werden. So erspart sich der clevere Mann jegliches Gedrängel und die innere Unruhe. Nach der Landung darf gerne noch das angefangene Kapitel im Buch vollendet werden. Bis zum endgültigen Stillstand am Gate und dem Abgang der Ungeduldigen vergehen noch zahlreiche Minuten.
Bevor das Gepäck in Empfang genommen wird, sucht der Gentleman das Bad auf. Schließlich kann das Bodenpersonal nicht hexen und benötigt einen gewissen Zeitraum, um die Laufbänder zu bestücken.
Letzter Check des Outfits!
Ein kontrollierender Blick in den Spiegel verrät, das die Kleidung für den Flug bestens gewählt wurde. Die Kombi aus sportlichem Sakko und Freizeithose oder der leicht rustikal anmutende Anzug sind knitterfrei. Gleiches gilt für das klug gewählte Hemd. Dank der unempfindlichen Texturen und gediegenen Farbtönen in Grau oder Braun sind keine Staubartikel oder Flecken wahrzunehmen.
Mit dem Kamm aus dem Handgepäck wird das Haar gerichtet und etwas Wasser erfrischt das Gesicht. Noble Herrendüfte gibt es auch als Erfrischungstuch und beleben nun das Charisma. Mit dem entsprechenden Reinigungstuch erstrahlen abschließend die Schuhe im tadellosen Glanz.
Et voilà: Der Gentleman erstrahlt, als wäre der Überseeflug ein Katzensprung gewesen. Wundersamerweise wird nun das Gepäck aus einer höflichen Distanz schon auf dem Laufband erblickt. Auf diese Weise verläuft das Finale stressfrei und ohne dem Kampf um die Pole Position am Rondell.
Nun fehlt nur noch eines: Die Vorfreude auf die tolle Zeit fern der vertrauten Heimat wird mit einem eröffnenden Schmankerl am Flughafen geschürt. Café au lait und Croissant in Paris, Cay und Simit in Istanbul, Melange und Sachertorte mit Wiener Schmäh – so sieht eine gelungene Ankunft aus.