Sinn für Tradition trifft auf Offenheit für Neues beim Von Hallers. Der Gin passt dadurch vortrefflich zum modernen Gentleman. Das gilt auch dann, wenn er keine große Leidenschaft für die klare Spirituose hegt. Denn die Kombination aus aromatischer Vielschichtigkeit und milder Alkoholnote überzeugt.
Erster Eindruck – moderne Eleganz mit einer Prise Nostalgie
Bei der Präsentation entschied sich die Hardenberg-Wilthen AG für einen gelungenen Mix. Zeitgemäß wirkt das wertige Glas mit Blautönung. Traditionell muten die kantige Form, der Korkverschluss mit Holzkappe und das Etikettdesign an. Sie wecken Assoziationen mit nostalgischen Apothekerflaschen.
Der Auftritt schürt nicht nur das Interesse für den Von Hallers Gin. Er macht auf dem Barwagen eine schicke Figur. Beim stilvollen Tischservice fühlt man sich mit der Flasche in den Händen wohl.
Aromatik – charaktervoll, aber nicht exzentrisch
Nach dem Einschenken lohnt sich der geruhsame Schnupperkurs. Im Gegensatz zu durchschnittlichen Fabrikaten hält sich die Alkoholnote angenehm im Hintergrund. Das ist angesichts der Grädigkeit von 44 Prozent beachtlich.
Bei klassischen Kompositionen steht der Wacholder im Vordergrund. Davon unterscheidet sich der Von Hallers. Das Aroma der traditionellen Zutat ist zunächst kaum wahrnehmbar, gewinnt aber sukzessive an Kraft.
Weitaus deutlicher präsentieren sich von Beginn an nicht nur die fruchtig-spritzigen Zitrusnoten. Gleiches gilt fürs erdig-pfeffrige Ingweraroma, das bei dem Premium-Gin eine tragende Rolle einnimmt. Wer sich etwas Zeit nimmt, bemerkt die blumigen und würzigen Akkorde. Die skizzierten Sinneseindrücke zur aromatischen Entfaltung charakterisieren das Nosing ebenso wie die Verkostung und den lang anhaltenden Abgang.
Insgesamt überzeugt der Gin mit einer vielschichtigen Ausdruckskraft, die nicht zu wild erscheint. Das ebnet dem ausgewogenen Geschmack den Weg, bei dem man die typischen Charakteristiken von Gin nicht völlig vermisst. Insbesondere Einsteigern kommt die alkoholische Milde entgegen.
Historisch in Deutschland verwurzelt
Das Familienunternehmen entschied sich nicht zufällig fürs Vintage-Flaschendesign. Gleiches gilt für den Markennamen. Der Sitz des Herstellers befindet sich in der Nähe von Göttingen. Dort zählt Albrecht von Haller zu den historisch bedeutenden Persönlichkeiten.
Der gebürtige Schweizer lehrte an der dortigen Universität. Er legte 1736 außerdem den Botanischen Garten an. Seine medizinischen Interessen standen dabei im Vordergrund. Das schmälert nicht die Relevanz seiner umfangreichen Entdeckungen und Katalogisierungen von Pflanzen.
Auf seine Verdienste als Botaniker verweist die Ginkomposition aus Nörten. Die floralen Aspekte sind der Halleria Lucidia zu verdanken. Der Gelehrte entdeckte diese Fuchsienart. Bei den prägenden Botanicals handelt es sich um Zitronen-Verbene und Kalmus. Die Wasserpflanze wird auch als deutscher Ingwer bezeichnet.
Die außergewöhnlichen Zutaten finden sich nicht nur in der Gartenanlage, die Albrecht von Haller anlegte. Sie werden dort für die Ginherstellung von Hand gepflückt.
Traditionsbewusst in Irland destilliert
Die handverlesenen Botanicals aus Göttingen transferiert der namhafte Spirituosenhersteller nach Irland. Dort übernimmt die Shed Distillery die fachkundige Produktion. Mr. Rigney gründete 2014 die Brennerei im beschaulichen Drumshanbo. Obwohl der Betrieb vergleichsweise jung ist, genießt er bei Experten einen exzellenten Ruf.
Das ist dem Einsatz von kleinen Kupferbrennblasen ebenso zu verdanken wie dem Bekenntnis zur aufwendigen Mazeration. Bei diesem traditionellen Verfahren überträgt man lediglich die Aromastoffe auf eine Flüssigkeit, anstatt Zutaten darin aufzulösen.
Zu den weiteren Premiumprodukten der aufstrebenden Destillerie im irischen Nordwesten zählt der Gunpowder Irish Gin. Bei ihm vereinen sich heimische Botanicals mit orientalischem Gewürzen wie Koriander und grünem Tee.
Mit Pioniergeist komponiert
Albrecht von Haller war ein Universalgelehrter und Freigeist. Er beeindruckte mit vielseitigen Talenten und ließ sich von eingeschliffenen Denkmustern nicht ausbremsen. Stattdessen wagte er es immer wieder, Neuland zu betreten. So brachte er nicht nur die Wissenschaft voran. Er verfasste Gedichte und Schriften mit hoher Inspirationskraft.
Zu seinen bekannten Aussprüchen gehört, dass die Natur nicht scherze. Damit ist gemeint, dass alles auf der Erde von Prozessen verursacht wird. Sie lassen sich nicht nur aufspüren, wenn man wissbegierig ist. Wer sie entdeckt, erhält das Rüstzeug für Innovationen. Von Hallers Gin gleicht einer Essenz der geschilderten Auffassung.
Vor wenigen Jahren stieg Carl von Hardenberg junior ins operative Geschäft des Familienunternehmens ein. Sogleich verfolgte er das Ziel, mit einer neuen Premiumspirituose Gin-Kenner zu begeistern. Dabei handelte es sich um eine äußerst ehrgeizige Idee. Allein in Deutschland beleben rund 80 Labels das Segment. Auf dem internationalen Parkett gilt es, beim Vergleich mit fest etablierten Gin-Traditionsmarken zu punkten.
Ausgesprochen clever war es, sich bei der Rezeptur auf die heimischen Wurzeln zu besinnen. Der Premium-Gin erhält dadurch nicht nur einen charmanten Lokalkolorit. Er begeistert mit seltenen Ingredienzien. Unverwechselbar ist der Von Hallers durch die freigeistige Herangehensweise, zu der sein Namensgeber inspirierte. So beschert die Verkostung eines traditionsreichen Getränks ein neuartiges Erlebnis.
Der Keiler-Korn und das Danziger Goldwasser sind nur zwei Beispiele für die legendären Eigenmarken der Hardenberg-Wilthen AG. Sie werden am deutschen Unternehmenssitz produziert.
Theoretisch ist demnach die Infrastruktur vorhanden, um selbst einen Gin herzustellen. In der Praxis entschied man sich trotzdem für die Kooperation mit der Shed Distillery. Ihre Kompetenz trägt gewiss zum Erfolg des Gins bei.
Pur, mit Tonic oder als Cocktailzutat
Gänzlich offenbart der Premium Gin bei der puren Verkostung seine Aromenvielfalt. Dabei serviert man das Getränk ohne Eis mit Zimmertemperatur oder leicht gekühlt. Der Vielschichtigkeit wird ein Dry Tonic Water gerecht. Es entlockt dem Von Hallers sogar weitere Facetten.
Wer ein tragendes Aroma unterstreichen möchte, ergänzt frischen Ingwer. Die Marke selbst empfiehlt, einige Basilikumblätter mit 2 cl Zuckersirup zu zerstoßen. Danach gesellen sich 6 cl Gin und 2 cl Zitronensaft hinzu. Serviert wird der Mixdrink auf Eis.