Welche Weine gibt es aus Deutschland, die sich der Gentleman vormerken sollte? Am 31. Oktober 2019 wurde die neue Ausgabe des Weinführers vorgestellt. Dabei unterbreitete man erste Tipps fürs bestens bestückte Weinregal.
Bemerkenswerte Weingüter in Deutschland
Das Expertenteam der „roten Weinbibel“ verkostete fast 12.000 Weine von rund 1.000 Weingütern. Lediglich 103 Betriebe erhielten Höchstbewertungen zwischen vier und fünf Sternen. Zum Dutzend der 5-Sterne-Adressen für erlesenen Tropfen zählt das Gut von Hansjörg und Matthias Aldinger, die als Winzer des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde.
Der Chefredakteur Joel B. Payne begründete die Auszeichnung mit den Worten: „Der Tradition zwar noch verbunden, aber immer nach vorne schauend, haben sie längst den Blickwinkel des ‚Ländle‘ verlassen.“
Beheimatet ist das junge Duo im baden-württembergischen Fellbach, in dem sie die 500-jährige Weinbautradition der Familie in die Zukunft führen. Beachtliche Lorbeeren bestätigen regelmäßig, dass die Aldingers ihr Handwerk verstehen. Der Gault Millau prämierte beispielsweise 2019 den „Fellbacher Lämmler Lemberger GG Trocken“ aus dem Jahrgang 2016.
Der Weinguide legt wert darauf, vielversprechende Talente aufzuspüren. Dabei richtet sich das Interesse sowohl auf die Nachwuchskräfte etablierter Güter als auch ambitionierte Quereinsteiger. Als Entdeckung des Jahres 2020 gilt Carsten Saalwächter. Er nahm 2017 das Zepter fürs Familienweingut Saalwächter in die Hand, dass der Urgroßvater im 19. Jahrhundert gründete.
Das Nachwuchstalent würdigt die lange Tradition, indem er auf Spontangärung und Holzfass setzt. Auf die Filtration verzichtet der Neueinsteiger aus Ingelheim in Rheinhessen.
„Fast im Zeitraffertempo ist Carl Erhard zu einer festen Größe in der deutschen Winzerszene geworden. Dabei lässt er seine Rieslinge geduldig heranreifen, ohne Zeitdruck und im positiv traditionellen Stil.“ Mit diesen Worten würdigt die Redaktion den Aufsteiger des Jahres 2020 aus dem Rheingau.
Das Motto der Weinmanufaktur in Rüdesheim am Rhein lautet „Zurück in die Zukunft“. Liebevoll beschreibt sie den Riesling als „die weingewordene Lebensfreude“.
X. Triumvirat Grande Cuvée – Sekt-Empfehlung, die sich Bookmarks, verdient hat
Das Expertenteam veranstaltete eine mehrtägige Finalprobe, um für den aktuellsten Guide die besten Weine des Jahres 2020 zu küren. Auf dem obersten Treppchen landete ein Sekt, den man sich für Silvester vormerken darf. Das Gleiche gilt für weitere prickelnde Raffinessen des Winzers Volker Raumland, der in dieser Kategorie abstaubte.
Vier seiner Sekte wurden den derzeit besten Zehn des Segments zugeordnet. Der preisgekrönte ‚X. Triumvirat Grande Cuvée’ (2010, Brut) ist laut Jury „ein wahrhaft tiefgründiger Schaumwein, getragen von einer tänzelnden Leichtigkeit“. Das Sekthaus in Rheinhessen freute sich mehrfach über exzellente Kritiken im Gault Millau.
Ausgezeichnete Rotweine aus Deutschland
Schon 2019 angelte sich Hans-Erich Dausch die Gold-Medaille. In diesem Jahr sicherte er sich bei den 2017er Spätburgundern sogar den ersten und zweiten Platz. Ausgezeichnet wurden sein „Pinot Noir l’Artiste“ und sein klassischer Pinot Noir. Der Erfolg ist bemerkenswert, weil das Südpfälzer Weingut vergleichsweise klein ist.
Bisher fokussierte sich der Weinführer bei den Siegerehrungen auf Spätburgunder. Für die neueste Ausgabe etablierte man eine Kategorie für abweichende Rebsorten.
„Kühl, Graphit und mit einer Spur schwarzem Pfeffer, der Siegerwein setzt komplett auf Struktur, Charakter und Individualität“. So beschreibt die Jury den 2016er Syrah ‚Jaspis‘ von Hanspeter Ziereisen. Der Badener Winzer ist in Efringen Kirchen beheimatet.
Ausgezeichnete Weißweine aus Deutschland
Zu den herausragenden Weinsorten in Deutschland gehört der Silvaner. In dieser Preiskategorie zeichnet sich der Zenthof Luckert für den besten Wein des Jahres verantwortlich. Am Sieg sind die Rebstöcke keineswegs unbeteiligt. Sie wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt.
Der preisgekrönte Sulzfelder Creutz (Jahrgang 2018) offenbart seine Grandezza erst nach Tagen gänzlich. Die Jury ist sich aber einig: „Der Versuch lohnt sich!“ Zu ihrem Stil erläutert die Winzerfamilie selbst: „Unsere Weine zeigen deutlich, woher sie kommen: vom fränkischen Muschelkalk. Ein karger Boden, der keine Fehler verzeiht und die Weine komplex und rassig werden lässt.“
Über eine Lobeshymne freute sich Theresa Breuer aus dem Rheingau: „Rasse und Kraft zugleich, feines Holz, innere Dichte, toller Zug, salziger Nachhall – Chapeau, Madame!“ Die Siegerin führt mit dem trockenen Riesling ‘Rüdesheimer Berg Rottland’ (2018) die Pionierarbeit des Vaters fort.
Beim alltäglichen Ausschank kommen nicht die feinsten Tropfen zum Zuge, sondern der Gutsriesling. Wenngleich er nicht als Finesse gedacht ist, sollte er bei der Verkostung wie eine Visitenkarte die Neugier der Kundschaft wecken.
Diesbezüglich überzeugte das Weingut Heymann-Löwenstein mit seinem Mosel-Schankwein Schieferterrassen (2018). Das Urteil der Experten lautet: „Hier kann der Konsument blind kaufen.“
Jury-Empfehlungen für Spätlese und Trockenbeerenauslese
Trockene und spritzige Weine liegen im Trend. Dennoch freut sich der Gaumen bei herausragenden Anlässen über einen Hauch von Süße. Hierfür darf sich der anspruchsvolle Gentleman den ‘Einkircher Ellergrub’ aus dem Jahrgang 2018 vormerken.
„Verdichtet und kraftvoll, frisch wie ein klarer Gebirgsbach!“, schwärmte das Expertenteam. Hinter der geehrten Spätlese verbirgt sich das junge Weingut Weiser-Künstler an der Mosel.
In der Königsklasse der edelsüßen Weißweine ging Selbach-Oster als Sieger hervor. Für die „atemberaubende Trockenbeerenauslese“ erhielt das Weingut die selten vergebenen 100 Punkte. Der Ausbildungsbetrieb an der Mosel freute sich außerdem über die Bronzemedaille für eine weitere Delikatesse der Kategorie.
Der VINUM Weinguide wird alljährlich aufgelegt und umfasst mehr als 1.000 Seiten. Er stellt nicht nur beachtenswerte Weinspezialitäten vor. Vermittelt wird zudem Wissenswertes zum Anbau, den Regionen und den Herausforderungen eines Weinjahres. Erhältlich ist der etablierte Weinführer inzwischen auch als Smartphone-App.